Bio-Landwirtschaft fördert die Artenvielfalt

Was Wildbiene, Feldlerche und Kiebitz gemeinsam haben? Ihr Bestand und der von vielen anderen Pflanzen und Tieren nimmt weltweit dramatisch ab – und das mit spürbaren Folgen für unser Ökosystem. Es braucht daher gezielte Maßnahmen, um die Vielfalt von Pflanzen und Tieren zu erhalten und zu fördern. Der Bio-Landbau ist auf einem guten Weg.

Die intensive Landbewirtschaftung – eine der Ursachen?

Der Anteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Europa liegt bei 40 bis 60 Prozent. Die Art der Landbewirtschaftung nimmt daher eine Schlüsselfunktion für den Erhalt wildlebender Tier- und Pflanzenarten sowie deren Lebensräume ein. Viele Arten, wie Feldvögel und Amphibien, leben teilweise auf landwirtschaftlich genutzten Flächen. Ackerwildkräuter würden ohne regelmäßige Bodenbearbeitung verschwinden.

Die intensive Landbewirtschaftung gilt als eine der Hauptursachen für den alarmierenden Artenrückgang in der Kulturlandschaft. Wesentliche Faktoren sind unter anderem die hohe Nährstoffzufuhr über Mineraldüngung und Gülle, der hohe Einsatz an Pestiziden sowie der Anbau von nur noch wenigen Fruchtarten. Einerseits führt dies zum direkten Verlust von wildlebenden Tier- und Pflanzenarten mit negativen Effekten auf Folgenutzer, denen die Nahrungsgrundlage fehlt. Andererseits werden die landwirtschaftlichen Nutzflächen als Lebensraum stark beeinträchtigt, sodass viele Arten keine geeigneten Fortpflanzungsbedingungen mehr vorfinden: So fehlen zum Beispiel Brutplätze für Vögel. Die Blütenarmut der modernen, intensiven Landwirtschaft und die Anwendung von Insektiziden werden als maßgebliche Ursachen für den Rückgang von Insekten angesehen.

Artenvielfalt = Back up!

Eine größere Artenvielfalt hat, so zeigen Langzeitstudien, einen positiven Einfluss auf die Stabilität und die Leistungsfähigkeit von Ökosystemen. Arten sind die Grundlage unserer Ernährung und wichtige Rohstoffe. Sie sorgen in intakten Ökosystemen unter anderem für saubere Luft und Wasser, Hochwasserschutz, Nitratabbau, Kohlenstofffixierung und Erosionsschutz.

Die Rolle der Wildbiene

Weltweit hängen etwa drei Viertel aller Nahrungspflanzen zumindest teilweise von der Bestäubung durch Tiere ab. Wildbienen spielen als Bestäuber eine zentrale Rolle. Etwa ein Drittel aller Wildbienenarten ist auf das Vorhandensein von bestimmten Pflanzen spezialisiert. Fehlen diese, wird den Bienen die Lebensgrundlage entzogen. Umgekehrt sind diese Pflanzen meist auf die spezialisierten Wildbienenarten für die Bestäubung angewiesen.

Je diverser, desto…

Auch der Rückgang der Ackerwildkräuter hat weitreichende Folgen für die Biodiversität in der Agrarlandschaft, da die Ackerflora eine wichtige Nahrungsgrundlage und gleichermaßen Schutz für Insekten, Feldvögel und andere wildlebende Tierarten darstellt.

Nicht zu vergessen sind viele unauffällige Tierarten und Mikroorganismen, die unter anderem für die Funktionsfähigkeit eines Agrarökosystems sorgen. Sie übernehmen Aufgaben, wie die Kontrolle von Schädlingen, das Recycling von Nährstoffen sowie das Pflanzen- oder Samenfressen. Je diverser also ein Ökosystem an Arten ist, desto niedriger ist die Häufigkeit von Krankheitserregern und Parasiten bei Pflanzen und Tieren.

Höhere Arten und Individuenzahlen sind das Ergebnis

Eine Auswertung einer vom Leibnitz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung durchgeführten Untersuchung belegt die hohe Bedeutung der ökologischen Landwirtschaft für die Artenvielfalt. Die Ergebnisse zeigen, dass höhere Arten- und Individuenzahlen bei den ausgewählten Artengruppen durch ökologische Bewirtschaftung die Regel sind.

Bei den Tiergruppen sind die bewirtschaftungsbedingten Auswirkungen allerdings nicht so deutlich ausgeprägt wie bei den Pflanzen, da Tiere sehr mobil sind und auch stärker von der Landschaftsstruktur und dem Vorhandensein von Begleitbiotopen, die sie zum Beispiel zur Reproduktion oder zur Überwinterung benötigen, abhängen. Bestimmte Arten werden durch die gängige landwirtschaftliche Praxis nicht ausreichend geschützt und gefördert. Für Vögel, wie zum Beispiel die Feldlerche, bräuchte es störungsfreies Grünland oder Äcker für die Brutzeit. Auch das Stehenlassen von Grünstreifen im Kleegras oder Grünland wirkt sich besonders positiv auf Insekten aus und beansprucht nur einen kleinen Teil der Fläche. Auch bei der Mahd, sei es im Kleegras oder Grünland, können die Tiere in die Säume flüchten und von dort die Flächen mit nachwachsendem Bestand wieder besiedeln.

Die Artenvielfalt der Agrarlandschaft hängt also neben den Bewirtschaftungsverfahren auf der Fläche entscheidend auch vom Anteil und der Qualität dieser Landschaftselemente ab. Fördern wir Artenvielfalt, fördern wir eine Zukunft in einem stabilen und leistungsfähigen Ökosystem.