Bio-Landwirtschaft und Tierwohl
Tierwohl hat in der ökologischen Landwirtschaft einen besonders hohen Stellenwert. Ob Legehenne oder Masthahn, Pute oder Gans, Schwein oder Rind: Sie alle benötigen Licht, Luft und Bewegung, um sich gut zu entwickeln. Sie brauchen Zeit zum Wachstum und ihren natürlichen Bedürfnissen entsprechendes hochwertiges Biofutter. Das alles ist die Voraussetzung für die Qualität unserer tierischen Produkte. Die ökologische Landwirtschaft erfüllt höchste Tierwohlstandards, denn Bio heißt gute Lebensbedingungen aus Respekt zum Tier.
Gut versorgt
Mit der EU-Öko-Verordnung, sozusagen dem Bio-Grundgesetz, wird der höchste gesetzliche Standard für die Tierhaltung in Österreich und Europa festgelegt. Bio-Tiere bekommen demnach nur bestes Bio-Futter. Um den Betriebskreislauf auf Bio-Höfen möglichst geschlossen zu halten, stammt das Futter für Huhn, Rind, Schwein und Co. meist vom eigenen Hof. Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel oder Mineraldünger kommen bei der Futtererzeugung nicht ins Spiel.
Anders als in den meisten konventionellen Mastbetrieben bekommen die Tiere zudem keine wachstumsfördernden Mittel. Wesensgerechte Haltung und gutes Futter sollen das Tier gesund halten – und zwar so lange, bis es in seiner natürlichen Geschwindigkeit ausgereift ist. Wird es doch mal krank, kommen zuerst Naturheilmittel zum Einsatz. Antibiotika dürfen in der Bio-Tierhaltung nur verabreicht werden, wenn es sich im Sinne des Tierwohls nicht vermeiden lässt.
Auslauf für alle
Egal, ob Schwein, Huhn oder Rind – alle wollen sich bewegen und brauchen deshalb Auslauf. Tageslicht und der verpflichtende Zugang ins Freie sind demnach auch in den Richtlinien der EU-Bio-Verordnung und der Bio-Verbände verankert. Die Weidehaltung ist gerade für Kühe von großer Bedeutung. Daher bekommen sie dort oder im Laufhof regelmäßig Auslauf.
Bio-Schweine haben dementsprechend mindestens 50 % mehr Platz als konventionelle Schweine – und das sowohl drinnen als auch im Freien. Die Ställe müssen zudem in einzelne Bereiche unterteilt werden. So umfassen sie einen eigenen Futterplatz, einen Ort für Bewegung und einen Ausscheidungsbereich. Außerdem muss jedem Tier eine angemessen große Liegefläche mit Einstreu zur Verfügung stehen. Auch andere Details, wie Bodengestaltung oder Fressplatzbreiten, sind genau geregelt. Auf Bio-Höfen profitieren die Tiere außerdem von mehr Platz und Beschäftigung, deshalb treten nur in seltenen Fällen Verhaltensprobleme auf.
Nicht nur für die Tiere, sondern auch für Boden, Grund- und Oberflächenwasser kann Tierhaltung auf zu engem Raum belastend sein. Um das zu vermeiden, wird in diesem Zusammenhang in der ökologischen Landwirtschaft auch vorgegeben, wie viele Tiere pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche gehalten werden dürfen.
Wertvoller Dünger - in Maßen
Bio-Landwirt*innen verteilen den Mist oder die Gülle ihrer Tiere oft auf ihren eignen Flächen. Die Ausscheidungen dienen nämlich als wertvoller Dünger, damit die Pflanzen gedeihen und die Bodenfruchtbarkeit gefördert wird. Da in den Ausscheidungen natürlicherweise Stickstoff enthalten ist, der dem Boden in zu großer Menge schadet, aber gleichzeitig auch ein wichtiger Nährstoff für die Pflanzen ist, ist die Ausfuhr streng reguliert.
Wertschätzung für alle Tiere: zusammen lassen, was zusammen gehört
Kalb und Kuh nach der Geburt zu trennen ist zwar in der Bio-Milchviehhaltung erlaubt, immer mehr Bio-Betriebe gehen jedoch bereits neue Wege: Bei der kuhgebundenen Kälberaufzucht haben Kuh und Kalb oder Amme und Kalb Zeit zu zweit. Bei der muttergebundenen Aufzucht bleiben Mutter und Kind monatelang zusammen.
In der konventionellen Eierproduktion werden männliche Küken oft nicht aufgezogen, da kein wirtschaftlicher Nutzen in ihnen gesehen wird. Als Alternative zum massenhaften Töten der männlichen Eintagsküken setzen viele Bio-Landwirt*innen auf die gemeinsame Aufzucht von Henne und Hahn oder auf Zweinutzungshühner. Diese liefern sowohl Eier als auch Fleisch.
Auch behalten Bio-Tiere beispielsweise ihre Schwänze und Schnäbel. Denn jeder Körperteil hat einen Zweck. Am Ringelschwanz der Schweine lässt sich z.B. ihr Gemütszustand ablesen und Rinder nutzen ihre Hörner zur Kommunikation untereinander.
Weniger ist mehr
Ein bewusster Konsum tierischer Produkte ist ein weiterer Baustein für mehr Tierwohl, den Sie persönlich und direkt in der Hand haben – mit Ihrer Einkaufsentscheidung. Denn wesensgerechte Tierhaltung funktioniert nur mit einem achtungsvollen Konsum. Wer den Fokus auf Qualität statt Quantität legt, isst beispielsweise nur 1x pro Woche Fleisch und kauft dafür hochwertige, biologisch erzeugte Produkte.